Lüneburg/Stade

„Sustainable Leadership for Women“ - Nachhaltige Führung für Frauen

Die Arbeit in einer Wäscherei ist anstrengend. Viele Mitarbeiter sind ungelernt, sprechen zudem wenig Deutsch, so dass die Verständigung schwierig ist. Alles Faktoren, die dazu führen können, dass sie den Job wieder aufgeben. Wie kann man das verhindern und sie im Unternehmen halten?

Mit dieser Frage hat sich Meike Höller in ihrer Projektarbeit beschäftigt. Sie ist Prokuristin bei einer Großwäscherei in Munster und hat an „Sustainable Leadership for Women“ teilgenommen. Die Projektarbeit bildete dabei den Abschluss der einjährigen Fortbildung, in dem die Teilnehmerinnen das, was sie in der Theorie gelernt haben, anhand eines konkreten Beispiels in ihrem Betrieb umsetzen.
„Ich möchte, dass wir unsere Mitarbeiter wirklich kennenlernen, dass wir wissen, wer eigentlich bei uns arbeitet und ob er gut angekommen ist, kurzum: mehr Interesse am Menschen“, erläutert Meike Höller den Kern ihrer Ausarbeitung. „Darum will ich zum Beispiel Vier-Augen-Gespräche einführen, auch wenn es viel Aufwand bedeutet.“ Diesen Impuls hat Meike Höller aus der Fortbildung für sich mitgenommen – und viele weitere noch dazu!

2023 ist „Sustainable Leadership for Women“ (Nachhaltige Führung für Frauen) gestartet. Dabei handelt es sich um eine Fortbildung für weibliche Fach- und Führungskräfte, die an zwei Standorten, Lüneburg und Stade, angeboten wird. Träger ist die BUPNET - Bildung und Projekt Netzwerk GmbH.
Projektleiterin Monika Hahn hat schon mehrere Projekte mit dem Schwerpunkt Führungskräfte entwickelt und betreut, bei denen sich nach und nach herauskristallisierte, mit welchen Problemen die Chefinnen von heute besonders zu kämpfen haben. „Ein hoher Arbeitsaufwand, verstärkte Digitalisierung und natürlich die Rolle der Vorgesetzten selbst, die sich im Laufe der Jahre verändert hat“, zählt Monika Hahn auf. All ihre Erfahrungen hat sie in das aktuelle Projekt einfließen lassen und es um moderne Führungsmethoden ergänzt.

Frauen werden zu Vordenkerinnen und Wegbereiterinnen
Mitmachen können Frauen aus allen Branchen. „Derzeit haben wir Teilnehmerinnen aus dem Finanz-, Produktions-, dem Sozial- und Gesundheitswesen, Frauen aus dem Handwerk, der Architektur und aus dem Journalismus.“ Durch die Fortbildung sollen sie zu Vordenkerinnen und Wegbereiterinnen von nachhaltiger Führung und neuen Formen der Zusammenarbeit werden. Langfristig soll so der Frauenanteil in Führungspositionen erhöht werden.
Es gibt maximal 18 Plätze. Jede Frau nimmt an insgesamt 206 Stunden teil, wobei 80 in Präsenz und 96 online stattfinden. 30 Stunden sind für die Erstellung der Projektarbeit vorgesehen.

„Eine Kernfrage der Fortbildung lautet: Wie definiere ich mich als Führungskraft? Die Teilnehmerinnen sollen sich und ihre Stärken erkennen, ihren eigenen Führungsstil analysieren und reflektieren. Es geht darum, die eigenen Werte und Ziele zu benennen oder herauszufinden, was Beschäftigte brauchen, um gesund, leistungsstark und zufrieden zu sein“, gibt Monika Hahn einen kleinen Einblick in das facettenreiche Schulungsprogramm, das an maximal drei Tagen im Monat stattfindet. Dafür werden die Teilnehmerinnen von ihren Betrieben freigestellt.

Dass die Unternehmen für eine gewisse Zeit auf ihre Mitarbeiterin verzichten, zahle sich aus, ist sich die Projektleiterin sicher. „Das Projekt ist nachhaltig und kommt am Ende den Betrieben zugute. Es soll eine Basis schaffen für eine bessere Zusammenarbeit. Ziele und Werte sollen nicht nur auf einer Firmenhomepage stehen, sondern gelebt werden.“

Teilnehmerinnen werden selbst aktiv
Doch bei „Sustainable Leadership for Women“ wird auch darauf Wert gelegt, dass die Frauen nicht nur zuhören und sich Notizen machen, sondern auch aktiv werden. „Sie werden in Gruppen aufgeteilt, die dann gemeinsam Punkte erarbeiten, wie zum Beispiel wie der derzeitige Stand in ihrem Unternehmen ist. Oder es werden Übungen veranstaltet, die gewisse Dinge erfahrbar machen. So wird zum Beispiel der Unterschied zwischen einer komplexen und einer komplizierten Aufgabe vermittelt. Es ist immer spannend, wie die Frauen mit der Aufgabe umgehen und welche Lösungsstrategien sie entwickeln.“
Auch Meike Höller zeigt sich von den Übungen begeistert. „Das ist nochmal etwas anderes, als nur einen Vortrag zu hören. In der einen Übung wurde uns verdeutlicht, wie wichtig es ist, miteinander zu kommunizieren und die Führung auch mal an andere abzugeben, wenn man nicht alles überblicken kann.“

Ziel des Projektes ist es, dass am Ende jede Teilnehmerin mit einem individuell gestalteten Methoden-Koffer in ihren Betrieb zurückkehrt. „Es werden sehr viele Methoden für Führungskräfte vermittelt, doch die entscheidende Frage ist: Welche davon macht bei mir und in meinem Unternehmen Sinn? Die Frauen sollen nur das anwenden, was auch zu ihnen passt und was für sie funktioniert“, erklärt Monika Hahn.

Von der Theorie in die Praxis!

Den ersten Schritt in die Praxis gehen die Teilnehmerinnen dann mit ihrer Projektarbeit, die sie entweder allein oder mit anderen Teilnehmerinnen zusammenschreiben können. Das Thema suchen sie sich selbst aus. Es muss immer etwas in ihrem Arbeitsumfeld behandeln, das sie mit ihrem neuerworbenen Wissen verändern möchten. Monika Hahn und ihre Kolleginnen beraten und betreuen sie dabei.
Am Ende stellen die Frauen ihre Ausarbeitung der IHK vor und erhalten dafür ein Zertifikat. „Die Projektarbeit ist keine Verpflichtung, aber ich lege sie jeder Teilnehmerin ans Herz“, sagt Monika Hahn. „Denn diesen Bericht kann sie mit in ihren Betrieb nehmen, wo er auch von anderen gelesen werden kann - zum Beispiel von ihrer Nachfolgerin, sollte sie mal die Abteilung wechseln. Auch das ist Nachhaltigkeit.“ 

Über die Teilnehmerinnen des aktuellen Projektes gerät die Leiterin regelrecht ins Schwärmen: „Der Umgang untereinander ist unglaublich wertschätzend und die Frauen haben einen so regen Austausch, auch generationsübergreifend, da geht einem das Herz auf! Sie bilden schon jetzt Netzwerke, die sicherlich auch nach Ende des Projektes Bestand haben werden.“ 

Kontakt, von dem jede profitiert
Daniela Roßdeutscher kann das bestätigen. Die Geschäftsführerin vom Montessori Bildungshaus Lüneburg e.V.  hat an der Fortbildung teilgenommen und bis heute regen Kontakt zu den übrigen Teilnehmerinnen. „Dadurch entsteht ein großer Mehrwert. Wir besuchen uns auch gegenseitig an unseren Arbeitsplätzen und gehen dann zusammen essen.“
Obwohl die Frauen alle recht verschieden seien und aus unterschiedlichen Bereichen kämen, sei der Umgang miteinander sehr freundschaftlich gewesen und man habe viel voneinander lernen können. „Viele Themen beschäftigen jede Führungskraft, egal wo sie arbeitet. So ging es in der Fortbildung darum, dass es notwendig ist, schnell auf Veränderungen zu reagieren, dass wir neu denken und Lösungen finden müssen. Was gestern funktioniert hat, klappt heute vielleicht nicht mehr.“ 

„Sustainable Leadership for Women“ habe sie aber auch angeregt, sich mit neuen Themen zu beschäftigen. „Es wurde darüber gesprochen, wie man es schafft, in dieser hochkomplexen Welt mit ihren Herausforderungen und Krisen bei sich zu bleiben.“
Für Daniela Roßdeutscher kam das Fortbildungsangebot genau zum richtigen Zeitpunkt, da sie gerade zur Geschäftsführerin aufgestiegen war. „Ich habe mir angeschaut, welche Themen während des Kurses behandelt werden und fand sie vielfältig, spannend und innovativ.“
Für ihre Projektarbeit wählte sie die Anwendung der „Open-Space-Methode“. „Dabei steht die Frage im Mittelpunkt, wie man sich neuen Themen nähern kann. Da wir gerade auf Ganztagsbetrieb umrüsten, war das äußert hilfreich und ich konnte mein Wissen gleich in der Praxis umsetzen.“
Besonders diese Verzahnung von Theorie und Praxis habe ihr sehr gut gefallen. „Ich kann diese Fortbildung wirklich nur weiterempfehlen – und habe es auch schon getan!“ 

Meike Höller schließt sich dieser Empfehlung an. Sie nahm an „Sustainable Leadership for Women“ teil, weil sie unter anderem lernen wollte, wie man trotz gestiegener Anforderungen und Bürokratie im Arbeitsalltag in der Tiefe arbeiten kann. Doch sie hat am Ende noch viel mehr für sich mitgenommen. „Man lernt Führungsstile verschiedener Art kennen. Es geht nicht nur darum, wie ich ein Team führe, sondern auch mich selbst. Es stärkt einen in seiner Position und wirkt durch praktische Übungen lange nach. Es ist natürlich eine zeitintensive Fortbildung, für die man Luft haben muss, aber es lohnt sich!“

In aller Kürze:
„Sustainable Leadership for Women“ ist 2023 gestartet und eine Fortbildung für weibliche Fach- und Führungskräfte, die an zwei Standorten, Lüneburg und Stade, angeboten wird. Träger ist die BUPNET - Bildung und Projekt Netzwerk GmbH. Es gibt maximal 18 Plätze. Einen Flyer finden Sie hier.

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