Beide Geschlechter erreichten 2024 ein hohes Niveau: Die Erwerbstätigenquote der Männer lag bei 80,9 %, bei den Frauen bei 74,1 %. Dabei stieg die Erwerbsbeteiligung bei Frauen jedoch im Vergleich zu den Vorjahren dynamischer an als bei Männern. Allerdings sind sie nach wie vor seltener erwerbstätig.
Die größten geschlechtsspezifischen Unterschiede zeigten sich in der Phase der Familiengründung und frühen Elternschaft, also im Alter zwischen 30 und unter 40 Jahren. In der sogenannten Kernerwerbsphase zwischen 30 und unter 60 Jahren lag der Abstand bei 8,0 Prozentpunkten – mit 89, 3% erwerbstätigen Männern gegenüber 81,3 % erwerbstätigen Frauen.
Ab einem Alter von 60 Jahren nahm die Erwerbsbeteiligung bei beiden Geschlechtern deutlich ab, wobei Frauen seltener im Erwerbsleben verblieben: Zwischen 60 und unter 65 Jahren lag ihre Erwerbstätigkeit bei 63,0 %, bei Männern bei 71,1 %.
Neben der geringeren Erwerbsbeteiligung sind Frauen deutlich häufiger in Teilzeit beschäftigt als Männer. Gleichzeitig übernehmen sie weiterhin den Großteil der unbezahlten Sorgearbeit, also Kinderbetreuung, Pflege von Angehörigen und Hausarbeit.
Laut der Zeitverwendungserhebung 2022 lag der sogenannte Gender Care Gap in Niedersachsen bei 40,1 %. Frauen ab 18 Jahren leisteten im Schnitt 30,5 Stunden unbezahlte Arbeit pro Woche – fast zehn Stunden mehr als Männer mit 21,75 Stunden. Besonders stark war der Unterschied bei Paaren mit Kindern ausgeprägt: Hier betrug der Gender Care Gap sogar 67,0 %.
Gender Gap Arbeitsmarkt
Aus der Verdiensterhebung gehen weitere Indikatoren hervor, die die Ungleichheit von Frauen und Männern in Bezug auf den Arbeitsmarkt in den Blick nehmen: Neben dem Gender Pay Gap, der im Jahr 2024 bei 15 % lag, wird mit dem sogenannten Gender Hours Gap die Differenz in der bezahlten monatlichen Arbeitszeit zwischen Frauen und Männern betrachtet. Dieser betrug 21 %. Ergänzend dazu erfasst der Gender Employment Gap mit 9 % die Unterschiede in der Erwerbsbeteiligung beider Geschlechter. Zusammengenommen bilden diese drei Kennzahlen den EU-Indikator „Gender Gap Arbeitsmarkt“, der die Verdienstungleichheit im Arbeitsmarktgeschehen aus mehreren Perspektiven abbildet.
In Niedersachsen lag der Gender Gap Arbeitsmarkt im April 2024 bei 39 % und damit rund zwei Prozentpunkte unter dem Vorjahreswert. Im Bundesdurchschnitt betrug der Wert 37 %. Der Rückgang in Niedersachsen war ausschließlich auf eine Verringerung des Gender Pay Gaps zurückzuführen; die anderen Komponenten blieben weitgehend stabil.
Grundsätzlich gilt: Je höher der Gender Gap Arbeitsmarkt ausfällt, desto ausgeprägter ist die geschlechtsspezifische Ungleichheit bei Einkommen, Arbeitszeit und Erwerbsbeteiligung.
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