Hürden für Frauen in der Arbeitswelt abschaffen - Fachkräfte gewinnen

Demografischer Wandel, Digitalisierung und Umbau der Wirtschaft lassen das Thema der Fachkräftesicherung weit oben auf die politische Agenda rücken. Wenn es um mögliche Lösungswege geht, wird in der Diskussion auch auf eine stärke Partizipation von Frauen am Arbeitsmarkt verwiesen. Doch die Ausweitung der Erwerbsbeteiligung von Frauen ist kein Selbstläufer, denn Frauen sehen sich in der Arbeitswelt nach wie vor vielfältigen Hürden gegenüber. Dies macht auch eine repräsentative Umfrage im Auftrag des DGB deutlich.

Auf die Frage, wo die größten Hürden für Frauen in der Arbeitswelt liegen, nannte mehr als zwei Drittel der befragten Frauen (67 %) die niedrige Entlohnung bzw. die schlechtere Bezahlung, dicht gefolgt von der mangelnden Vereinbarkeit von Familie und Beruf (63 %). Jede Dritte (35 %) sah zudem in Sexismus und sexueller Belästigung am Arbeitsplatz sowie im fehlenden Gestaltungsspielraum bei der Arbeitszeit eine hohe Hürde für Frauen in der Arbeitswelt. Auf Platz fünf landeten schlechte Arbeitsbedingungen (hohe Arbeitsdichte, Zeitdruck etc.), die 28 % der befragten Frauen als Hindernis am Arbeitsmarkt wahrnahmen.

Die Umfrageergebnisse zeigen auch: Nicht nur die Frauen selbst, sondern auch die befragten Männer sind sich der Schieflagen auf dem Arbeitsmarkt bewusst. Zwar sind die Zustimmungswerte insgesamt niedriger als bei den Frauen, sie ergeben aber ein ähnliches Bild. So sahen über die Hälfte der befragten Männer die mangelnde Vereinbarkeit von Familie und Beruf als eine der größten Hürden für Frauen in der Arbeitswelt, 45 Prozent die niedrigere Entlohnung von Frauen. Knapp ein Drittel der Männer (30 %) nahmen Sexismus und sexuelle Belästigung am Arbeitsplatz als eine der größten Hürden für Frauen wahr, gefolgt von fehlendem Gestaltungsspielraum bei der Arbeitszeit (25 %) und schlechten Arbeitsbedingen (17 %).

Doch wer ist am ehesten dafür zuständig, die Hürden für Frauen in der Arbeitswelt abzubauen? Die Antwort auf diese Frage fällt eindeutig aus: Knapp die Hälfte (49 %) der befragten Männer und Frauen sieht hier die Arbeitsgeber in der Pflicht. Dass die Bundesregierung primär für die Beseitigung der Hürden für Frauen in der Arbeitswelt verantwortlich ist, denken etwa ein Viertel der Befragten (27 %). Und nur 8 Prozent sehen die Hauptverantwortung bei den Gewerkschaften.

Die Ergebnisse der Umfrage spiegeln die verschiedenen Handlungsspielräume der Akteur*innen beim Abbau der Hürden für Frauen in der Arbeitswelt wider. Die Bundesregierung kann zwar die erforderlichen Rahmenbedingungen für Gleichstellung von Frauen in der Arbeitswelt schaffen. Die Gewerkschaften können in der Gesellschaft für gleichstellungspolitische Anliegen werben und gemeinsam mit Betriebs- und Personalräten die Arbeitgeber*innen unter Druck setzen. Doch handeln müssen am Ende vor allem die Arbeitgeber*innen auf betrieblicher Ebene, damit Frauen gleichberechtigt am Erwerbsleben teilhaben können.

Gesetzgebung und -umsetzung müssen die Rahmenbedingungen für die Gleichstellung von Frauen am Arbeitsmarkt und im Privatleben schaffen, orientieren sich jedoch nach wie vor an der Lebens-welt von Männern. Daher ist es höchste Zeit, mit Hilfe eines Gleichstellungschecks Regelungsvorhaben des Bundes unter gleichstellungspolitischen Aspekten zu überprüfen.

Dieser Ansicht ist auch die Mehrheit in der Bevölkerung, wie aus den Umfrageergebnisse hervorgeht. So denken 59 Prozent der Befragten, dass die Bundesregierung die unterschiedlichen Lebenslagen von Frauen und Männern in jedem Fall stärker berücksichtigen sollte, wenn sie politische Maßnahmen – etwa bei der Fachkräftesicherung – ergreift. Nur fünf Prozent der Befragten lehnt einen Gleichstellungscheck komplett ab. Knapp ein Fünftel (18 %) findet, dass die unterschiedlichen Lebenslagen von Frauen und Männern in der Politik schon ausreichend Berücksichtigung findet.

Der DGB-Bundesfrauenausschuss hat ein Positionspapier erstellt, um für Geschlechterperspektive in der Fachkräftesicherung zu werben. Dieses Papier sowie weitere Informationen finden Sie auf der Seite der Frauen im Deutschen Gewerkschaftsbund.

Gefördert durch: Niedersächsisches Ministerium für Soziales, Gesundheit und Gleichstellung
Kofinanziert von der Europäischen Union