„Frauen gehören hier nicht hin!“

Deutschland leidet unter dem Fachkräftemangel, den das Handwerk sehr deutlich spürt. Viele Handwerksbetriebe und Unternehmen möchten daher verstärkt auch Frauen als Arbeitskräfte gewinnen. Eine Studie der Universität Bremen zu Erfahrungen weiblicher Auszubildenden im Handwerk macht mit ihrem Rückgriff auf den Theorieansatz der „Mikroaggressionen“ am Beispiel des Berufs der Malerin/Lackiererin deutlich, wieso der Wunsch alleine nicht reicht. Zahlreiche, oft subtile, jedoch auch offensive Herabsetzungen, Ausgrenzungen und Übergriffe während der Ausbildung sind Mechanismen, welche die bestehenden Machtverhältnisse und Geschlechterstereotypen aufrechterhalten und Frauen das Berufsfeld verschließen statt öffnen.

Die Erfahrungen der befragten Auszubildenden umfassen drei Dimensionen der Mikroaggressionen:

  • Mikro-Entwertungen: oftmals unbewusste Aussagen oder Verhaltensweisen, welche die Gedanken, Gefühle oder Alltagserfahrungen einer Minderheit ausschließen, negieren oder nicht ernst nehmen.
  • Mikro-Beleidigungen: oft unbeabsichtigte verbale und non-verbale Verhaltensweisen, die Unhöflichkeit sowie Insensibilität beinhalten und u.a. die Geschlechteridentität erniedrigen, bzw. dieser weniger Wertigkeit zusprechen.
  • Mikro-Angriffe: offensichtliche verbale oder non-verbale Angriffe und Gewalt, mit dem Ziel Diskriminierungen und voreingenommene Haltungen zu vermitteln.

Die Herabsetzungen finden in allen Bereichen ihres Lebens statt: im Betrieb (durch überwiegend Kollegen, manchmal aber auch durch Kolleginnen, und Vorgesetzte, in der Berufsschule (durch Mitschüler und Lehrkräfte), im Kontakt mit der Kundschaft und auch in der Familie.

Erleben Auszubildende Mikroaggressionen, so wirkt sich dies negativ auf ihre schulischen und beruflichen Leistungen, auf ihre Gesundheit, ihre Zufriedenheit im Beruf und ihre Bleibeperspektive aus.
 
Handlungsempfehlungen

In Zeiten des Fachkräftemangels sollten Aspekte wie sich Wohlfühlen am Arbeitsplatz und die Identifikation mit dem gewählten Berufsfeld nicht unterschätzt werden, so die Studie. Sie empfiehlt unter anderen folgende Maßnahmen, um einen Kulturwandel herbeizuführen:

  • eine generelle Sensibilisierung und pädagogische Fortbildung des Personals in Betrieben, Berufsschulen und weiteren Akteurinnen und Akteuren im Ausbildungskontext;
  • Mikrointerventions-Programme, um Betroffene zu unterstützen;
  •  Peer-Austausch und Unterstützungsprogramme in Schulen wie Betrieben;
  • Geschlechtergleichstellung im Beruf thematisch im Lehrplan der Berufsschulen verankern;
  • öffentlichkeitswirksame Akzente setzen zum Beispiel mit Kampagnen zur Bewerbung von sexismusfreien Baustellen.

 

Quelle: www.klischee-frei.de

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